Komplexe Traumafolgestörungen

Das Symptomspektrum von Patienten mit schwersten und langanhaltenden Traumatisierungen wird durch die Diagnosekriterien der posttraumatischen Belastungsstörung nur unzureichend beschrieben. Ergänzend wurde daher von einer Arbeitsgruppe um Judith Herman und Bessel van der Kolk die Diagnose der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung vorgeschlagen. Diese beschreibt ein auch unter dem Akronym DESNOS (Disorders of Extreme Stress Not Otherwise Specified) bekanntes Symptombild, das Störungen der Affektregulation, dissoziative Symptome und Somatisierung, gestörte Selbstwahrnehmung, Störungen der Sexualität und Beziehungsgestaltung sowie Veränderungen persönlicher Glaubens- und Wertvorstellungen umfasst.

Eine Fülle heterogener Symptome, die sonst als komorbide Störungsbilder einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu klassifizieren wären, wird durch das Konzept der komplexen PTBS auf ein einheitliches ätiologisches Modell zurückgeführt. Dabei werden die jeweiligen Symptome als Bewältigungsstrategien und nicht primär als Defizite verstanden. Aus einem Verständnis der ätiologischen Zusammenhänge komplexer Traumafolgestörungen lassen sich spezielle psychotherapeutische Behandlungsstrategien ableiten, wie zum Beispiel schonende konfrontative Behandlungstechniken, die sich in der Praxis bei Patienten mit komplexer PTBS bereits bewährt haben.

Als Ergebnis intensiver Arbeit der AG Komplexe Traumafolgestörungen der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie ist ein umfassendes Handbuch zur Diagnostik und Behandlung von komplexen Traumafolgestörungen entstanden:
Sack M, Sachsse U, Schellong J: Komplexe Traumafolgestörungen - Diagnostik und Behandlung von Folgen schwerer Gewalt und Vernachlässigung. Schattauer, Stuttgart 2013.
Die zweite Auflage des Handbuchs erscheint 2022





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